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xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx Güterverkehr in Kassel

"Güterverkehr in Kassel" zeigt einige Eindrücke vom lokalen Güterverkehr in den Kasseler Bahnhöfen sowie den Industrie-Stammgleisen aus den letzten Jahrzehnten. Dabei handelt es sich zunächst um die Bahnhöfe Bettenhausen, Niederzwehren und Unterstadt sowie das Stammgleise zum Hafen. Sollten weitere Fotos auftauchen, wird diese Galerie natürlich erweitert.

Wie auch in vielen anderen Städten wurden in Kassel verschiedene Industriegebiete, die nicht unmittelbar an einer Bahnstrecke oder einem Bahnhof lagen, durch Industriegleise angeschlossen. In heutiger Zeit werden diese Anlagen meist Stammgleis genannt. Von diesen Gleisen, die in Kassel nicht in städtischer Hand, sondern im Besitz der Staatsbahn waren, zweigten die Gleisanschlüsse der Unternehmen ab.  In Kassel gibt es heute noch zwei solcher Gleise: die Hafenbahn und das Stammgleis Lohfelden. Mittlerweile Geschichte sind die die Stammgleise in der Sandershäuser Straße sowie entlang der Bunsenstraße in der Nordstadt. Demgegenüber ist das noch vorhandene Gleis vom Bahnhof Niederzwehren zum Kraftwerk Kassel eine richtige Anschlussbahn, die im Besitz der Kraftwerks ist.

Die Bilder können angeklickt und dadurch vergrößert werden.

Der Bahnhof Bettenhausen
Kassel-Bettenhausen ist der einzige Bahnhof, über den heute noch Güterverkehr abgewickelt wird. Er liegt an der ehemaligen Bahnstrecke von Kassel-Wilhelmshöhe nach Eschwege, die seit 1973 zwischen Wilhelmshöhe und Bettenhausen eigens für den Güterverkehr elektrifiziert wurde. Der Personenverkehr ist seit 1986 eingestellt und auch das Empfangsgebäude wurde vor einigen Jahren abgerissen. Zwei mechanische Stellwerke sind für die Sicherung des Bahnhofs vorhanden. Bettenhausen wird mehrmals täglich mit Übergaben von Kassel Rangierbahnhof erreicht, außerdem verkehren durchgehende Kesselwagen-Ganzzüge zum Tanklager in Bettenhausen. Für Fracht sorgen außerdem ein Schrotthändler, ein Gashandel, mehrere Speditionen, und ein Container-Terminal. Daneben ist die Ladestraße noch in Betrieb, sie wird vor allem zur Verladung von Stammholz genutzt. Zwei Loks der Reihe 294 rangieren hier werktags.
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1   Am 27.12.2007 war vor dem Kesselwagen-Zug noch eine 143-Doppeltraktion von DB Schenker zu sehen. Später übernahmen die an die RBH verkauften Loks die Traktion. Aufgrund der Zuglänge musste der Zug an diesem Tag sogar einige Meter am Ausfahrsignal vorbei fahren. Unmittelbar vor der Lok kreuzt das Hafengleis, welches aufgrund des Abzweig-Winkels nicht in Gleis 1 eingeführt werden konnte.
2   Zwei Jahre zuvor, am 07.06.2005, war von der damals noch RAG genannten Bahngesellschaft eine gemietete Siemens-Dispolok vor den Kesselwagen zu finden. ES 64 U2-026 steht auf Gleis 2 vor dem Fahrdienstleiter-Stellwerk und lässt den verwahrlosten Eindruck der Gleisanlagen im Vordergrund gut erkennen.
3   Mit dem alten Getreidespeicher, dem Formsignal und der Holzverladung im Hintergrund wirkt dieses Motiv nicht wie mitten aus der Großstadt. Am 19.06.2009 wartet 143 874 alias RBH 101 in Bettenhausen auf ihren Kesselwagen-Zug.
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4   Während rechts die Bahn-Tochter Aurelis freie Flächen am Bahnhof vermieten möchte, muss 294 818 beim Rangieren am 31.10.2011 wie eh und je die Söhrestraße blockieren. Der stark frequentierte Bahnübergang bleibt dann auch für mehrere Minuten geschlossen.
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5   Früher begann auf diesen Stumpfgleisen in Kassel-Bettenhausen die private Söhrebahn nach Wellerode. Heute werden die Gleise zum Abstellen kurzzeitig nicht benötigter Güterwagen und als Ziehgleise zu einigen Gleisanschließern genutzt. Nach links führt der Anschluss zum Tanklager, im Rücken des Fotografen geht es zum Schrotthandel und vorne rechts erfolgt die Anbindung an die Hauptgleise in Bettenhausen.
6   Der Blick in die Gegenrichtung zeigt links die Verbindung zwischen dem ehemaligen Söhrebahnof und dem Bahnhof der DB, in der Mitte den Anschluss zum Recycling-Unternehmen TSR (ehemals Röttgers) und rechts zwei Gleise, die früher zum Enka-Spinnfaserwerk gehörten. Zum Aufnahmezeitpunkt stellte Bombardier hier fabrikneue Loks ab. Das Gleispaar führt allerdings auch noch zu einem Gleisbau-Unternehmen und zu einer Spedition.
7   Da der Tanklager-Anschluss nicht elektrifiziert ist, muss eine Diesellok die Kesselwagen auf den beiden Stumpfgleisen bewegen. Am 16.09.2008 ist es die 678 der RAG, denn seit 2006 wird der Anschluss nur noch von der RBH (ex RAG) bedient, so dass die 294 von DB Schenker hier nicht mehr eingesetzt werden.
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 Die Gleiswaage mit ihrer Wellblechbude hat alle Modernisierungen schadlos überstanden. Nicht einmal Graffiti verunziert das Häuschen.
9   Fast wie früher: Eine Ladestraße mit Kopfsteinpflaster und Holzverladung. Und ein Förderband für Schüttgüter ist auch am 31.10.2011 noch vorhanden.
10   Am Bahnübergang Ochshäuser Straße östlich des Bahnhofs Bettenhausen war die Schrankenanlage bereits auf Bedienung durch das Zugpersonal umgestellt. Am 08.12.1988 war aber das Wetter zu schlecht, um die Lok zu verlassen. Stattdessen tastet sich 290 318 in Kriechfahrt über die Straße.
Die Hafenbahn
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Die Fahrt über Kasseler Industrie- und Nebengleise beginnt am Bahnhof Bettenhausen, der als einziger Güterbahnhof bis heute genutzt wird. Hier beginnt die Anschlussbahn zum Kasseler Hafen, von der früher eine ganze Reihe Anschlüsse abging. Die Anschlussbahn wurde mittlerweile von der Bahngesellschaft "Die-Lei" aus Kassel übernommen, nachdem die Gleise zuvor einige Jahre nicht genutzt wurden. "Die-Lei" nutzt die Gleise zum Abstellen eigener Fahrzeuge, außerdem wurde nach dem Orkan Kyrill am Hafengleis einige Zeit Sturmholz von der Bahn auf Lkw umgeschlagen.
 Das Bild zeigt die 290 338 der Deutschen Bundesbahn am 08.12.1988 bei der Rückfahrt zum Bahnhof Bettenhausen. Unmittelbar vor dem Bahnhof wird dabei signalgesichert die Bundesstraße 7, innerorts Leipziger Straße genannt, inklusive der hier verlaufenden Straßenbahnstrecke überquert. Im ersten Wagen wurde wahrscheinlich Brau-Malz für die Binding-Brauerei an der Hafenstraße angeliefert, der Gaskesselwagen kommt vom Anschluss des Gashändlers am Ölmühlenweg. Damals lag, hier ganz schwach unter dem ersten Wagen zu erkennen, auch noch die Anschlussbahn in die Sandershäuser Straße, die ebenfalls die Straßenbahn und im spitzen Winkel die Hafenbahn kreuzte. 1988 war das Gleis aber schon längere Zeit außer Betrieb.
 Hier drückt eine V60D der "Die-Lei" am 17.08.2007 leere Holzwagen zum Hafen. Die Lok trägt noch Anstrich und Betriebsnummer der Vorbesitzers, der Mitteldeutschen EisenbahnGesellschaft.
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  Eine weitere Lok der "Die-Lei": Die 156-21 schiebt am 18.07.2007 beladene Holzwagen vom Hafen und überquert dabei die Leipziger Straße.
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4   In Höhe des heutigen Straßenbahnbetriebshofs befindet sich ein Umsetzgleis, auf dem am 22.02.1989 die 290 317 einen Selbstendlade-Wagen umfährt. Auch dieser Wagen wird wieder aus dem Anschluss Binding-Brauerei stammen und Brau-Malz geliefert haben.
 Am Ölmühlenweg befand sich ein Gashändler, in dessen Anschlussgleis die 290 317 ebenfalls am 22.02.1989 zwei Gaskesselwagen zustellt. Später hat sich auf dem Gelände ein anderes Unternehmen nieder gelassen, welches den Gleisanschluss aber noch einige Zeit beibehielt.
 Das eigentliche Hafengelände wird heute nur von privaten Bootsbesitzern genutzt; der kommerzielle Frachttransport auf der Fulda wurde in den 1960er Jahren eingestellt. Erhalten blieb das große Lagerhaus, das heute von Rhenus Logistik unter anderem als Getreidelager genutzt wird. Die befahrbaren Gleisanlagen sind bescheiden, denn es ist nur ein Gleis erhalten geblieben, auf dem 2007 kurzzeitig Holz umgeschlagen worden ist.

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7   Am 31.10.2011 ist das Hafenbahngleis außer Betrieb. Die verschmutzten Spurrillen verraten, das hier schon länger nichts mehr gefahren ist. Gut erkennbar ist die Kreuzung mit der zweigleisigen Straßenbahnstrecke. Ganz hinten kreuzt das Gleis noch die Zufahrt zum Straßenbahn-Betriebshof.
Der Bahnhof Kassel-Niederzwehren
Kassel-Niederzwehren ist der erste Bahnhof an der in Kassel-Wilhelmshöhe in Richtung Eschwege abzweigenden Strecke. Früher hatte er einige Bedeutung im Güterverkehr. Anschlussgleise erschlossen das Gelände der bekannten Waggonfabrik Gebrüder Credé, zwei Schrotthändler, ein Holzbau-Unternehmen sowie das Kraftwerk Kassel. Über die Ladestraße erhielt die Deutsche Bundeswehr in Kassel Kraftstoff für ihre Fahrzeuge. Bis in die Gegenwart erhalten ist der Anschluss zum Kraftwerk Kassel, dessen Anschlussbahn am östlichen Bahnhofsende in südlicher Richtung abzweigt. In Selbstentladewagen wird Braunkohle angeliefert. Während früher die Werklok des Kraftwerks die Wagen in Niederzwehren übernahm, stellt heute DB Schenker die Ganzzüge bis ins Werkgelände zu. Betrieblich reichen im Bahnhof Niederzwehren drei durchgehende und elektrifizierte Gleise aus, betrieblich wird der Bahnhof vom Dr-Stellwerk in Kassel-Wilhelmshöhe ferngesteuert.
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1   Am 29.12.1988 war die Henschel-Werklok des Kraftwerks zuständig für die Überstellung der Kohlenzüge zwischen Kraftwerk und Bahnhof Niederzwehren.
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   Im März 1992 müht sich eine 335 ab, den leeren Kohlenzug vom Kraftwerk in den Bahnhof Niederzwehren zu bringen. Während die Kleinlok anschließend ohne Wagen Richtung Kassel-Wilhelmshöhe davon fuhr, warteten die Wagen auf eine 290, um in der Gegenrichtung über Kassel-Bettenhausen weiter zur Zeche Hirschberg nach Epterode gebracht zu werden.
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   1987 musste der Personalpendelzug vom Ausbesserungswerk Kassel nach Kassel-Wilhelmshöhe leer bis Niederzwehren weiter fahren, da in Wilhelmshöhe nicht mehr umgesetzt werden konnte. Die Bespannung mit Hagener 218 war damals normal, so dass man durchaus auf eine der zehn "City-Bahn"-Loks treffen konnte. Am 08.09.1987 hat 218 144 auf das Gleis zum Kraftwerk vorgezogen und wird gleich wieder zu ihren beiden nicht sichtbaren Wagen nach hinten abfahren.
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4   Am 09.08.2005 passiert Dispolok ES64 U2-050 mit ihrem leeren Kesselwagenzug den Bahnhof Niederzwehren in Richtung Kassel-Wilhelmshöhe.
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   Vor dem im Hintergrund nur schemenhaft erkennbaren Kasseler Wahrzeichen, dem Herkules, rollt eine V100 am 21.08.2003 durch Niederzwehren. Die von Bombardier modernisierte Lok trägt die Farben der Westfälischen Almetalbahn und Aufkleber der Gleisbaufirma Martin Rose aus Kassel.
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   Überraschung im Sommer 2009: Der G10-Bahnhofswagen hat die Zeiten überdauert und steht immer noch am ehemaligen Güterschuppen, den heute ein Wintergarten-Bau nutzt.
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7   Mit einer kurzen Übergabe aus dem Industriegebiet Lohfelden hat 290 317 am 28.07.1989 den Bahnhof Niederzwehren hinter sich gelassen und wird in Kürze Kassel-Wilhelmshöhe erreichen.
Der Bahnhof Unterstadt und die Verbindungsbahn
Der Güterbahnhof Kassel Unterstadt ist als Kopfbahnhof ausgebildet und diente lange Zeit vor allen den Firmen Henschel und Wegmann, deren Anschlussgleise hier mit dem Streckennetz der DB verbunden waren. Daneben wurden mehrere kleine Unternehmen, so ein Heizölhandel und ein Holzhandel angeschlossen. Ladestraßen und Güterschuppen vervollständigten die Anlage. Die DB errichtete sogar ein Containerterminal.
Mittlerweile ist der Güterbahnhof aufgegeben. Die verbliebenen Gleisanlagen hat das private Bahnunternehmen "Die-Lei" gemietet, um hier Lokomotiven, Kleinwagen und Bauwagen abstellen zu können.
Interessant gestaltete sich der Anschluss des Unterstadt-Bahnhofs an den Kasseler Rangierbahnhof: Eine eingleisige Verbindungsbahn führte an Betriebswerk und Abstellbahnhof vorbei, unterquerte in einem tunnelartigen Bauwerk die Zufahrt zu diesen Bereichen sowie die Strecke nach Eichenberg und gabelte sich schließlich noch in den Ast zum Unterstadt-Bahnhof und zum Kasseler Hauptgüterbahnhof. Letzterer war aber auch direkt an den Hauptbahnhof angeschlossen. Außerdem gab es eine Verbindung zwischen der Verbindungsbahn und dem Bahnbetriebswerk.
Darstellung der Verbindungsbahn und der im Text angesprochenen Gleisverbindungen.
 Rot dargestellte Abschnitte existieren nicht mehr, blau markierte sind noch befahrbar.
 (Quelle:
Google Maps)
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 Schlechtes Wetter am 12.01.1989: 290 053 bringt eine Gruppe Stückgutwagen vom Rangierbahnhof zum Hauptgüterbahnhof, während rechts in der Reisezugwagen-Abstellgruppe die 110 193 rangiert. Das unter der Lok nach rechts führende Gleis war ein Stumpfgleis; unter den Güterwagen zweigt nach links die Verbindung in das Betriebswerk ab, das im Hintergrund schemenhaft zu erkennen ist. Für die Formsignale der Abzweigstelle war das Stellwerk "Kbd" im Hintergrund verantwortlich.
 Der selbe Schlechtwetter-Tag, aber ein Blick von der Tannenwäldchen-Brücke in die Gegenrichtung. 140 390 bringt ihren Stückgutzug in Richtung Rangierbahnhof. Schemenhaft erkennt man nicht nur den Turm des Arbeitsamtes, sondern auch die beiden Formsignale, die die Abzweigstelle zum Unterstadtbahnhof decken. In der Gegenwart ist das Gleis zum Hauptgüterbahnhof ebenso abgebaut wie die Fahrleitung, während die Verbindungsbahn zum Unterstadt-Bahnhof nur noch sporadisch von den Loks der "Die-Lei" befahren wird.
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